
Residences
Es zerfließt die Welt zwischen den Gitterrastern zu amorphen Formen in metallisch changierender Farbigkeit, ähnlich abstrakter Malerei. Nur die vertikal durchs Bild laufenden Linien legen nahe, dass es sich um die Spiegelung eines Gebäudes handelt. Denn es ist die bewegte Oberfläche der sich gegenseitig spiegelnden Glasfronten in der Stadt selbst, die diese abstrakt expressionistischen Formen zum Tanzen bringt. Die Motive der Fassaden scheinen zum Fraktal aufgelöst, dessen amorpher Hintergrund von ornamentalen Bändern überlagert wird. Der metallische Charakter der von Silber zu Blaugrau changierenden Farben steht kühn neben naturhaften Strukturen, die an Amöben oder Zellplasma erinnern. Die Friese strukturieren das Amorphe in der grafischen Lineatur und eröffnen im Spiel von Vordergrund und Hintergrund die räumliche Beschaffenheit der Fläche.
Die Residences leben von einer profunden Körperlichkeit. Angesichts der glatten Textur und kühlen Oberflächenbeschaffenheit der Fotografien mutet dies zunächst paradox an. Der Titel der Serie verweist nicht nur auf die Behausung als wirklichem Motiv, sondern spielt zugleich auf das Heimelige, den Schutz des Hauses an, ohne es bildlich zu bedienen oder gar abbildhaft zu zeigen. Was sichtbar wird, ist eine lichtmalerische Struktur und Komposition dieser Flächen. Die Fassade selbst bliebe abweisend und starr, verschlossen nicht nur dem Blick, erst in der Auswahl des Ausschnitts und in der Verfremdung wird sie zum intimen Fragment von Welt. Die abstrahierte Form des dokumentierten Gegenstands erlaubt seine Einverleibung; kein Zeichen von Stadt gibt sich preis und doch klingt das Geräusch der Städte, mithin der Millionenstädte mit, die sich im Bruchteil dieser Fotografien erschließen.