Statements

« In der atmosphärischen, bewegten Auffassung des Raumes male ich mit der Kamera. »


In meinen großräumigen Foto-und Videoinstallationen setze ich mich mit dem Menschen, seinen Sehnsüchten und der Verbindung zu seinem Körper im Tanz und im liquiden Element auseinander.
In der Bewegung flieht der Mensch vor der Zeit, versucht sie zu greifen, zu überwinden, fließen zu lassen, aber auch zu verändern. Meine Arbeiten sind der Versuch, sowohl das Gegenwärtige als auch den Wechsel der Empfindungen mit der Kamera einzufangen. Es geht mir um den Übergang, das dynamische, stets gefährdete Gleichgewicht, visuell verstärkt durch Mehrfachbelichtungen, Überblendungen, Verschiebungen. In der Fragmentierung erfinde ich neue Formen, nahtlose Übergänge zwischen fester und fließender Stofflichkeit.

Ich suche Bilder, die diese „beunruhigenden Realitäten“ greifbar werden lassen. Entgleiten, Abtauchen und Untergehen entsprechen dem Ausdruck der zerrissenen Zeit, Riven in Time.

 

Ich schaffe Verbindungen zwischen Fotografie, bewegten Bildern und Malerei und erweitere diese durch raum- bzw. kontextbezogene Installationen. Die von mir verwendeten speziellen Drucktechniken der Fotoarbeiten auf lichttechnisch einzigartigen Materialien und Oberflächen nehmen diese Thematik direkt auch mit dem reflektierenden Bildträger auf, ermöglichen dem Betrachter in seiner Bewegung vor dem Bild das Erlebnis changierender Wahrnehmung im Innen- wie im Außenraum.

 

Existiert ein Bewusstsein unabhängig vom Körper ? 

 

Im Dialog von Inzenierungen bekannter Tanzensembles und in Zusammenarbeit mit Solotänzerinnen, entwickele ich eigene, nur der Entstehung meiner Arbeiten gewidmete Performances und Installationen. Dabei werden die bewegten Bilder auf die Tänzer*innen projiziert und im Zusammenspiel von Licht, Raum und Musik zu einem Gesamtkunstwerk inszeniert.

Die Fotowerkserien, die daraus entstehen, werden bildnerisch umgesetzt mit einer besonderen, von mir entwickelten Oberflächentechnik, die druck- und lichttechnische Tiefenwirkung der metallisch reflektierenden Bilder oszilliert zwischen Schwerelosigkeit und Stofflichkeit.

 

Visuals aus reanimierten Standbildern und Slow Motion kombiniere ich mit meinem künstlerischen Partner*innen, mit denen ich performative Installationen erschaffe. Durch die Projektion wird gesehene, erfahrene und erlebte Zeit in einen neuen Raum, eine neue Dimension transformiert.

Musik und Bilder verschmelzen zu einer immersiven, kaleidoskopischen visuellen Erfahrung. 


Corinna Rosteck, 2022

Tanz Körper

Corinna Rosteck erfasst in ihren Werken die tastenden Bewegungen, das Selbstvertrauen und den Zweifel der Tänzer*innen. Sie sucht aus der Du-Perspektive die innere Dynamik auf, mit der die Tänzer*innen ihren Leib ergreifen und ihren Ausdruck in die Präsenz bringen. Ihr geht es um die Menschen, welche sich im Hier und Jetzt in den Dienst einer Choreographie stellen.
Die Tänzer*innen ergreifen aber nicht nur in der Verletzlichkeit der Ersten-Person-Perspektive ihren Leib, sie haben zugleich immer auch einen Körper. Durch ihren Körper stehen sie objekthaft in der Welt. Ihr Körper bildet mit dem Raum, der zum Ort des Tanzes wird, einen Rahmen, dem die Zuschauenden zunächst in der Dritten-Person-Perspektive gegenüberstehen.
Durch die leibliche Energie des Tanzes entwickelt sich ein Dialog, in dem persönliche Präsenz und gegenständliche Rahmung zusammenkommen.
Corinna Rosteck gelingt es, die wunderbaren Momente festzuhalten, in denen dieser Dialog zu Stimmigkeit und Kohärenz findet. Damit sucht sie nach ästhetischen Erfahrungsmomenten, die authentisch sind. In der Philosophie entspricht ihrer ästhetischen Perspektive ein empirischer Rationalismus, der den Zusammenklang von Erscheinung und Einsicht aufsucht.

Corinna Rostecks künstlerische Praxis fühlt sich der Resonanz von personaler Präsenz und geformtem Raum verpflichtet. Der Leib soll nicht allein große Konzepte des Zeitgeistes symbolisieren, er soll vielmehr den körperlichen Raum, der im Tanz niemals ohne Zeitgeist und Kultur ist, zu einem Ort machen, an dem es sich lohnt, ein verkörpertes Selbst zu sein.

Prof. Dr. Wilfried Sommer, Kassel 2022

Bewegung ist das zentrale Sujet in den Arbeiten Corinna Rostecks. Dabei liegt ein Themenschwerpunkt ihres künstlerischen Schaffens in der Faszination des Wassers. Auf das Liquide, andere Aggregatzustände, charakteristische Wellenbewegungen, auf die vielfältigen Lichtbrechungen und Spiegelungen konzentriert sich ihr Blick. Oberflächen, die ein perspektivisches Sehen unterbinden, finden sich ebenso in den Motiven des Stadtraums, der Wüstenlandschaft und den menschlichen Bewegungen im Tanz.

Die Rhythmik der Lineaturen im Bild schafft für den Betrachter einen energetisch aufgeladenen Raum. Das Werk der Künstlerin zeigt sich facettenreich, atmosphärisch dicht und in ästhetisch herausragender Umsetzung. Es stellt die Frage nach dem Grund im Sinne einer spirituellen Verortung im Strom ständiger Veränderung. Die künstlerische Intention Corinna Rostecks schafft Verbindungen zwischen Fotografie und Malerei und erweitert sie durch raum- bzw. kontextbezogene Installationen.

Die Künstlerin hat spezielle Drucktechniken auf besonderen, lichttechnisch interessanten Materialien und Oberflächen entwickelt. Der reflektierende Bildträger nimmt diese Thematik auf, ermöglicht dem Betrachter in seiner Bewegung vor dem Bild das Erlebnis changierender Wahrnehmung im Innen- wie im Außenraum.«
(A. Jahnhorst)

Fotografieren heißt für mich Abstand nehmen von Zeit und Raum, von vorgefertigten Bildern. Ich vertraue eher dem spontanen Eindruck, der meinen Motiven im Moment des Fotografierens zu Grunde liegt. Augen-Blicke, eingefangen mit der Kamera und durch die künstlerische Bearbeitung überhöht, verleihen der Flüchtigkeit eine dauerhafte und intensive Gestalt.

Meine Fotografien thematisieren Spiegelungen und Oberflächen im Stadtraum, beim Tanz und im Liquiden. Wie auch beim Licht sind es Transparenz und Spiegelung, die mich beim Wasser faszinieren. Die großformatigen Fotografien von lichthaltigem und reflektierendem Wasser changieren zwischen gegenständlicher Reproduktion und abstrakter Struktur.

Ausgehend von Malerei und Drucktechnik experimentiere ich mit  lichttechnisch interessanten Oberflächen, Metallfolien und Leuchtkästen eine eigene Materialität des Bildes. Aluminium als reflektierender Bildtrager spiegelt den Betrachter mit im Bild. Der starre kühle Metallcharakter der Oberflächen wird dadurch aufgebrochen. Es geht um die Erweiterung des fotografischen Blickes.

Die Wirkung der malerisch bewegten Oberflächen wird dabei vom metallischen Widerschein des Bildträgers, der sich je nach natürlichem Lichteinfall im Ausstellungsraum verändert, effektvoll gesteigert und entspricht der lebendigen, sich ständig verändernden Erscheinung des Wassers.

Die Position des Betrachters verändert sich – je nach Standpunkt. Der Betrachter erfährt Bewegung im Bild, und zugleich die eigene Bewegung im Raum. Es entstehen dadurch ständig wechselnde Ein – Blicke. Körper, Bildträger und Raum gehen einen Dialog ein. Vielschichtige Verflechtungen zwischen Gesehenem und Betrachter, Bild und Abbild, flüchtigen Bildern und haptischen Elementen evozieren ein Gefühl beunruhigend konstruierter Realität.

Es bleibt die Seh(n)sucht nach dem einen greif-baren Bild.«

Technik/Methode

Das Überschreiten der fotografischen Grenzen spielt in Hinblick auf die Präsentationsform meiner Bilder eine bedeutende Rolle. Einen Großteil meiner Fotoarbeiten habe ich auf reflektierende Metallfolie gedruckt, mit UV-Schutzfolie versiegelt und auf den Bildträger einer Aludibondplatte, kaschiert. Das Verfahren hierfür habe ich gemeinsam mit einem Fachlabor für fotografische und digitale Medien in Berlin über lange Zeit entwickelt. Für das Motiv des Wassers ist diese Technik geradezu prädestiniert, denn sie erzeugt unglaublich realistische Wahrnehmungseffekte: Je nach Lichteinfall und Standpunkt des Betrachters changieren die Farbtöne des Wassers, fast scheint sich seine Oberfläche sanft zu bewegen. Das Spiel des Lichts, das der Betrachter nahezu zwangsläufig mit dem Element Wasser und den Motiven von Glasfassaden assoziiert, findet auf der Bildoberfläche faktisch statt. Durch die technische Umsetzung verliert das Bild seine Eigenschaft als statisches Medium. Es gelingt mir, den eingefrorenen Blick der Kamera zu überwinden und den typischen Charakter von Wasser und Bewegung 'körperlich' zu fassen.

Zusätzliche Unterstützung erfährt dies durch die bewußte Einbeziehung analoger und digitaler Unschärfen, welche die Strukturen fließend und weich erscheinen lassen.