
Saori
Von der Fotografie sagt man, sie isoliere einen winzigen Punkt im Fluss der Zeit. Auch heißt es, sie zeige einen »entscheidenden Augenblick«, mindestens aber ein aus Vergangenheit und Ewigkeit herausgeschältes »Momentum«. Doch was, wenn derlei Behauptungen gar nicht stimmen? Was, wenn die Berührungspunkte zwischen einem geheimnisvollen noch nicht und dem allzu wohlbekannten nicht mehr nur aus kulturell geprägten Klischeebildern gefertigt worden sind ?
In pointierten Details und Doppelbelichtungen sowie in der Fragmentierung erfinden sich neue Formen, neue Formationen. Es werden nahtlose Übergänge zwischen fester und fließender Stofflichkeit erschaffen oder verblüffende Koinzidenzen zwischen Körper und Textil wie in Saori verweht, wo sich die technoiden Strukturen des Tuchs wie eine Wunde in den Körper zu fräsen scheinen. Corinna Rosteck entwirft in ihren Fotografien einen Möglichkeitssinn, in dem die Substanzen wie selbstverständlich einen anderen Aggregatzustand annehmen. Die gezielte Bewegungsunschärfe evoziert Expansionen, Doppelungen oder Verdichtungen – Spannungen bis zur Zerreißprobe. Hala Saori in Bewegung – auf der Suche – im Gespräch mit ihrem Vater.