
Die auf den ersten Blick kühl und verschlossen anmutenden, metallischen Oberflächen beginnen sich bei genauer Betrachtung zu öffnen. Das Dargestellte scheint sich im Vorübergehen, beim Herantreten und Beiseitetreten zu verändern, beinahe so, als würde es auf uns und unsere Bewegung antworten. Der sich dabei entwickelnde Dialog zwischen Betrachter und Bild lässt eine Form von Lebendigkeit und Unmittelbarkeit entstehen, die man von konventioneller Fotografie nicht erwartet. Dieses überraschende und einzigartige Phänomen gelingt der Künstlerin durch eine technische Raffinesse. Sie verwendet reflektierende Metallpapiere, die in einem Drei-Stufen-Druck bearbeitet werden. Im Ausschnitt, in der extremen Vergrößerung, sowie in der bewussten Einbeziehung analoger und digitaler Unschärfen zerfließen die Strukturen zu amorphen Trugbildern, die sehr malerisch anmuten, gerade so, als hätte die Fotografin ihre Kamera mit Pinsel und Farbe vertauscht. Der Rhythmus ineinander fließender linearer Strukturen illusioniert eine flirrende Bewegtheit, die den Bildern ihre bemerkenswerte Lebendigkeit verleiht.
Corinna Rosteck thematisiert in ihren Fotografien besonders Oberfläche, Transparenz und Spiegelung des Wassers. Die ganze Opulenz dieser Fotografie, der Reichtum ihrer Farbnuancen, ihr fein abgestimmtes Hell-Dunkel, erschließt sich erst in der Bewegung. Man muss auf die Arbeiten zugehen, zur Seite treten, sie umkreisen. Wechselnder Lichteinfall auf die Bilder verstärkt diese Suggestion noch: Farbtöne des Wassers changieren, Wellen geraten in Schwingung, Wassertropfen beginnen zu perlen. Auch die Bewegung einer Tänzerin ist nur scheinbar gefangen, unser Auge folgt dem ausdrucksstarken Gestus, imaginiert die weiter laufende Bewegung. Diese Wahrnehmung wird durch das bewusste Einbeziehen von Unschärfen, welche die Strukturen fließend und weich erscheinen lassen, noch unterstützt. Corinna Rosteck lotet in ihren Arbeiten die Grenzen des Genres aus, lässt die Gegenständlichkeit der Fotografie mit dem Illusionismus der Malerei verschmelzen.